STARK III bringt energieeffiziente Gebäudetechnik voran
Rund 250 Bildungs-, Kultur-, Sport- und Hochschuleinrichtungen in Sachsen-Anhalt haben vom STARK III-Förderprogramm für energetische Sanierung und Modernisierung über zwei EU-Förderperioden profitiert. Angesichts unterschiedlicher Sanierungsbedarfe haben Planungsbüros und ausführende Handwerksunternehmen individuelle technische Lösungen entwickelt und realisiert.
„Die Bündelung europäischer Fördermittel in ein Förderprogramm des Landes Sachsen-Anhalt führte bei Bauherren und planenden Berufen am Bau zu einer deutlichen Vereinfachung bei der Beantragung und Umsetzung von energetischen Sanierungen im kommunalen Umfeld", stellt Prof. Dipl.-Ing. Clemens Westermann fest. Der Vertreter der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt hat STARK III als Ingenieur für Gebäudetechnik über viele Jahre begleitet. Der deutliche Fokus der Förderung auf die Energieeffizienz der Gebäudestrukturen habe mit seinen bereits abgeschlossenen Projekten die Bedeutung der CO2-Einsparung sichtbar gemacht und die Rolle umsichtiger Ingenieurarbeit verdeutlicht, betont Westermann. Lange bevor die Energiepreise zu einem bestimmenden Thema geworden sind, hätten die vielen beispielhaften Sanierungen zu einer bewussteren Planungskultur im Umgang mit energetischen Themen geführt.
Tatsächlich ist STARK III deutschland- und europaweit einzigartig. Das 2012 aufgelegte Förderprogramm zur baulichen und energetischen Sanierung sowie Modernisierung öffentlicher Gebäude ist ein wichtiges Investitionsprogramm für die Kommunen und die regionale Wirtschaft. Es trägt dazu bei, Bildungs-, Freizeit- und Kultureinrichtungen zu modernisieren und die Lebensqualität der Bevölkerung, insbesondere für Familien mit Kindern, im urbanen und im ländlichen Raum zu verbessern. Finanziert wird STARK III aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). Zusätzlich unterstützt das Land Sachsen-Anhalt im Rahmen von STARK III mit Landesmitteln unter anderem Maßnahmen wie Brandschutz und Barrierefreiheit.
Fokus auf Beleuchtung: Anhaltisches Berufsschulzentrum „Hugo Junkers" in Dessau-Roßlau
Die energetische Sanierung des Berufsschulgebäudes aus den späten 1990er Jahren konzentrierte sich auf die Erneuerung der Beleuchtungsanlage, die nach 22 Betriebsjahren technisch verschlissen war. 1,363 Millionen Euro kosteten die Maßnahmen insgesamt, 876.294 Euro waren zuschussfähig; 833.052 Euro kamen aus STARK III plus EFRE-Mitteln und 43.242 Euro aus Landesmitteln. Der Neuausbau mit LED-Leuchten in Verbindung mit einer intelligenten, bedarfsgerechten Steuerung bildet jetzt die Grundlage für einen effizienten Energieeinsatz, der auf der Managementebene mittels eines Automationsservers einschließlich der Visualisierung betrieben wird. Zur Stützung des Verbrauchs durch das Berufsschulzentrum wurde eine Photovoltaikanlage mit einer maximalen Leistung von 40 kWp errichtet. Die neue Heizungs- und Jalousiesteuerung sorgt dafür, dass in den Räumen auf der Südseite je nach Bedarf geheizt oder verschattet werden kann.
An die Stelle der früheren konventionellen Langfeldleuchten sind abgependelte Leuchten mit direktem und indirektem Lichtanteil getreten. Über 2.300 Leuchtmittel in verschiedenen Varianten wurden bei der Umrüstung montiert. Da bei den gewählten Leuchten Blendungserscheinungen ausgeschlossen sind, eignen sich diese uneingeschränkt auch für die PC-Arbeitsplätze der Schule. Die gleichmäßige Lichtverteilung empfinden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte als angenehm. Es entsteht auch, bedingt durch die Lichtfarbe 4000 K, der Eindruck, die Räume wären etwas heller ausgeleuchtet, wobei die lichttechnische Auslegung grundsätzlich den Anforderungen der DIN 12464 -1 als Planungsgrundlage folgt.
Als Steuerungsart ist ein Automatikbetrieb vorgesehen, der im Bedarfsfall jedoch von Hand übersteuert werden kann. In den Räumen sind jeweils Präsenzwächter installiert. In Abhängigkeit von der Tageshelligkeit können sie zwei Lichtbänder im Raum getrennt ansteuern, um zu jedem Zeitpunkt die erforderliche Beleuchtungsstärke zur Verfügung zu stellen. Bei Projektionen mit Beamer- oder Whiteboard lässt sich mittels Taster die Beleuchtung anpassen. Wenn niemand im Raum ist, wird die Beleuchtung nach fünf Minuten ausgeschaltet und geht in den Automatikmodus zurück.
Neben den Steuerungsabläufen in den Unterrichtsräumen ist die Beleuchtungsanlage überwachungs- und steuerungsseitig an das zentrale Bus-System (KNX) angeschlossen. So können die Haustechniker sie vom PC-Bedienplatz aus überwachen und steuern. Die Funktion „General Aus" spart nicht nur Energie, sondern auch unnötige Kontrollgänge des Betriebspersonals. Ziel war es, neben der neuen Beleuchtung mittels Controlling und Monitoring auch eine nachfolgende Anlagenoptimierung vorzunehmen, damit sich aus der bedarfsgerechten Nutzung der Energien weiteres Einsparpotenzial generieren lässt. Ein Blick auf die tatsächlichen Verbräuche seit der Sanierung zeigt, dass im Vergleich zur Kennwertberechnung für die Antragstellung eine Einsparung von weiteren 4 Prozent erzielt wurde. Statt der geplanten 134.778 Kilowattstunden pro Jahr (kWh/a) liegt der absolute Verbrauch bei nur 129.286 kWh/a. Die jährliche Einsparung beläuft sich einschließlich der PV-Eigenerzeugung auf 112.374 kWh. Das entspricht 53,5 Prozent des Energiebedarfs der alten Anlage.
Fokus auf Be- und Entlüftung: das Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt
Bei dem über 70 Jahre alten, traditionsreichen „Großen Haus" des Nordharzer Städtebundtheaters in Halberstadt stand die Reduzierung des Lüftungswärmebedarfs im Mittelpunkt der Sanierung. Die Gebäudestruktur war energetisch stark sanierungsbedürftig, das Dach über dem Zuschauerraum beispielsweise war ein notdürftig in der Deckenebene gedämmtes Kaltdach mit Holzschalung und einer Abdichtung als Flachdach. Der energetischen Planung ging eine Bestandsanalyse voraus, um die Wirksamkeit der einzelnen Baumaßnahmen zu beurteilen und in den Förderkontext einzuordnen.
990.752 Euro kostete die energetische Sanierung, 792.601 Euro kamen davon aus STARK III plus EFRE-Mitteln. Kernstück war die energetisch hoch wirksame Sanierung der obersten Geschossdecke über dem Zuschauerbereich und über dem Foyer. Auf Grund der Nutzung als Versammlungsstätte gelten hohe Anforderungen in Bezug auf den Brandschutz. Diese wurden mit einer mineralischen Aufblasdämmung erfüllt, die besonders in der Gebäudesanierung durch ihre bauteilübergreifende Abdeckung Wärmebrücken verhindert. Außerdem wurden die Außenwände mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen.
Die neu errichtete zentrale Zu- und Abluftanlage trägt erheblich zur Reduzierung des Lüftungswärmebedarfs bei. Die eingesetzte Wärmerückgewinnung mit Rotationswärmetauscher spart in der Lüftung circa 92 Prozent der vorher notwendigen Wärmeenergie ein. Moderne Ventilatoren senken den Elektroenergieverbrauch um 50 Prozent. Die Verteilung der Lüftungskanäle war eine planerische Herausforderung. Im Gebäude mussten Wege gefunden werden, um vom Dachgeschoss in den Zuschauerraum und ins Foyer im Erdgeschoss zu gelangen. Im Hinblick auf einen ungestörten Theaterbetrieb waren besondere Vorgaben hinsichtlich der Geräuschemmission zu beachten. Gelöst wurde dies unter anderem durch eine Boost-Funktion für die Pausenzeiten.
Durch die Lüftungsanlage ist nicht nur die energetische Qualität des Theaters deutlich gestiegen, auch die Luftqualität im Zuschauerraum hat sich erheblich verbessert, da jetzt ein gezielter hygienischer Luftaustausch möglich ist. Um die energetische Qualität des Gebäudes und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu dokumentieren, ist ein dauerhaftes Monitoring der Energiewerte vorgesehen. Geplant ist ein jährlicher Rückgang der Treibhausgasemissionen um 32,0 Tonnen CO2-Äquivalente.
Hintergrund: STARK III Sachsen-Anhalt 2012 - 2020/22
In Sachsen-Anhalt sind in der EU-Förderperiode 2007 bis 2013 für insgesamt 87 Vorhaben rund 65,7 Millionen Euro EU-Mittel aus den Fonds EFRE und ELER, rund 3,0 Millionen Euro Bundesmittel sowie rund 25,7 Millionen Euro Landesmittel eingesetzt worden. Die Gesamtinvestitionssumme für die Umsetzung der Vorhaben betrug rund 126,6 Millionen Euro.
In der EU-Förderperiode 2014 bis 2020/22 konnten 159 Vorhaben mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 419,5 Millionen Euro bewilligt werden. Viele Vorhaben sind bereits abgeschlossen bzw. befinden sich in der Abschlussphase. Zur Umsetzung der Vorhaben konnten zusammen rund 225,0 Millionen Euro EU-Mittel aus den Fonds ELER und EFRE sowie rund 35,6 Millionen Euro Landesmittel bewilligt werden.
Über beide EU-Förderperioden stellt das Land den Antragstellern über die Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) zur Finanzierung der Eigenanteile in den ersten 10 Jahren der Laufzeit zinslose sog. STARK III-Darlehen in Höhe von insgesamt rund 84,1 Millionen Euro zur Verfügung. (Stand 31.01.2023)
STARK III / Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit Projektbeteiligten
starkiii.sachsen-anhalt.de/foerder-und-investitionsprogramm-stark-iii-stark-fuer-sachsen-anhalt