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20.01.2025

Risikoanalysen zur Erfassung und Bewertung betrieblicher Risiken

Für kleine und mittelständische Unternehmen wichtiger denn je

Die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre haben erhebliche Auswirkungen auf die globalen Wirtschaftsabläufe und drohen, sich mit zunehmend dramatischen Folgen für die deutsche Wirtschaft auszuwirken. Der Krieg in der Ukraine, die „America First“-Offensive der USA, die chinesische Subventionspolitik und die zunehmenden Spannungen innerhalb der Europäischen Union haben negative Auswirkungen auf die globalen Märkte.

Betroffen sind davon nicht nur international tätige Großunternehmen. Im Gegenteil, diese Unternehmen verfügen über verschiedene Möglichkeiten, sich an politische und Marktveränderungen anzupassen, sei es durch Produkt- und Standortverlagerungen oder durch die Umverteilung finanzieller Ressourcen.

© Bildnachweis: Canva/ Nutthaseth Vanchaichana



Inflation, steigende Kosten bei Energie, Rohstoffen und Personal, politische Fehlentscheidungen, bürokratische Hürden, Genehmigungshemmnisse sowie Lieferengpässe, Fachkräftemangel und Mängel in der Infrastruktur sind die aktuellen Herausforderungen, die die deutsche Wirtschaft belasten. Besonders gravierend sind die Auswirkungen auf kleinere Unternehmen, deren Existenz oft stärker bedroht ist.

Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die auch in Sachsen-Anhalt einen Großteil der Unternehmensstruktur ausmachen, ergeben sich daraus erhebliche Herausforderungen, die im schlimmsten Fall existenzbedrohend sein können.

Strategien zur Bewältigung unternehmerischer Risiken
Eine Möglichkeit, diesen Herausforderungen zu begegnen, besteht in der Einführung eines sogenannten Risikomanagementprozesses. Denn das Risikomanagement ist ein wesentlicher Bestandteil der strategischen Unternehmensplanung und beeinflusst damit unmittelbar die operative Steuerung. Es dient dazu, Schaden vom Unternehmen abzuwenden und die Folgen unvorhersehbarer Ereignisse zu minimieren oder gar zu vermeiden. Durch Risikoanalysen werden ebenfalls potentielle Gefahrenquellen und deren Auswirkungen sichtbar.

Ein gutes Beispiel ist ein betrieblicher Notstand aufgrund von Schäden an der eigenen Infrastruktur oder der Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten. Ein plötzlicher Ausfall eigener oder extern angebundener betrieblicher Prozesse oder Strukturen - sei es durch IT-Systemschäden, Naturkatastrophen, politische Veränderungen oder plötzliche Ausfälle betrieblicher Schlüsselpositionen wie Finanzpartner, Schlüssellieferanten, Hauptkunden oder Logistiksystemen - sind nur einige Vorkommnisse, die Produktions- und Lieferabläufe erheblich stören und zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führen können.

Durch eine frühzeitige Risikoanalyse kann das Unternehmen diese Abhängigkeiten identifizieren und so beispielsweise alternative Lieferquellen oder zusätzliche Lieferanten in den Beschaffungsprozess integrieren, um das Risiko eines Lieferengpasses zu minimieren. Eine schnell umsetzbare Methode zur Erfassung und Bewertung solcher Risiken ist die Risikobewertung mittels SWOT-Analyse. Diese Methode ist einfach, meist mit eigenen Ressourcen durchführbar und lässt sich flexibel an das jeweilige Unternehmen anpassen.

Die SWOT-Analyse (S - Strengths – Stärken, W - Weaknesses – Schwächen, O - Opportunities – Chancen, T - Threats – Risiken) ist ein bewährtes Instrument des strategischen Managements, das in der Literatur umfassend erklärt wird. Sie dient dazu, aus den Stärken und Schwächen einer Organisation (interne Sicht) sowie den Chancen und Risiken der Umgebung (externe Sicht) geeignete strategische Lösungsalternativen zur Erreichung der Unternehmensziele abzuleiten.

Kurz gesagt, bei dieser Methode bewertet ein Unternehmen, welche negativen Einflüsse den wirtschaftlichen Erfolg gefährden und welche finanziellen Folgen sich aus diesen Risiken ergeben können. Dabei gilt es zu unterscheiden, welche Risiken das Unternehmen bewusst in Kauf nehmen kann und welche existenzielle Folgen haben könnten. Unterstützend können bestehende Literaturbeispiele, spezifische Normen sowie unternehmenseigene Schwerpunkte in den Bereichen Planung, Betrieb, Finanz- und Personalpolitik sowie aus dem gesellschaftlichen, gesetzlichen und sozialen Umfeld herangezogen werden.

Die SWOT-Analyse ist ein einfaches Werkzeug zur Untersuchung und Standortbestimmung einer gesamten Unternehmensorganisation, eignet sich aber auch für die Betrachtung einzelner Prozesse oder Produkte und die Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten.

Prof. Dr.-Ing. Mike Kersten
Vorsitzender des Sachverständigenausschusses
Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt


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